Das Erscheinungsbild der Universal-Bibliothek
und ihrer Nebenreihen
I. 1867 bis 1945 in Leipzig
Zwei verschiedene Rosenranken-Einbände (hier: desselben Titels). Das linke Heft mit der Währungsbezeichnung Silbergroschen zeigt die Gestaltung von 1867 bis 1874, das rechte Heft jene mit der Währungsbezeichnung Pfennig, die von 1874 bis Ende 1916 verwendet wurde. Beide Einbände wurden wahrscheinlich von Hans Heinrich Reclam gestaltet
Beispiele für den ersten Rosenranken-Einband (Silbergroschen-Ausgaben)
Silbergroschen von 1867 (Zahlungsmittel für RUB bis 1874) und 20-Pfennig-Münze von 1874 (Zahlungsmittel für RUB ab 1874)
Beispiele für den zweiten Rosenranken-Einband
1913 erschienene Sonderausgaben (RUB 5525 und 5526) in den Farben der Reichsflagge. Beide Hefte gibt es natürlich auch in der Normalausgabe, zunächst mit Rosenranken-Einband
Einzelne Titel, wie hier das Jugend-Liederbuch, wurden mit einem abwaschbaren Einband (links) versehen
Dieser Einband von Fritz Helmuth Ehmcke (Rahmen-Ornament) wurde von 1917 bis 1935 verwendet
Sowohl einige Bände mit dem Ehmcke-Einband als auch einige mit dem späteren Häder-Einband erhielten einen Schutzumschlag oder eine Ganzhülle (hier in der Mitte). Von links nach rechts: RUB 7151; RUB 6310; RUB 6570
Für einige weitere Titel gab es spezielle Schutzumschläge (Mitte: RUB 7226: Franz Thierfelder, Das Deutschtum im Ausland)
Dieser Einband von Friedrich Häder (eine Art gotische Schrift) wurde von 1936 bis 1946 (in Leipzig) bzw. 1947 (in Stuttgart) verwendet (von links nach rechts: RUB 1747, 48; 7539, 40 und 6425)
Dieser Einband wurde von Margarethe Grosser entworfen. Er wurde nur für diesen im Oktober 1937 erschienenen Titel (RUB 7382) verwendet
Übersicht über das jeweils erste und letzte Heft der Grundgestaltungsarten des Umschlags von Reclams Universal-Bibliothek bis 1945
Nebenreihen:
"Miniaturausgaben"
Um den unterschiedlichen Bedürfnissen unterschiedlicher Käufer/-innen gerecht zu werden, erschienen von 1869 bis 1916 „Miniaturausgaben in eleganten Ganzleinenbänden aus Reclams Universal-Bibliothek“ (zum Schluss, kriegsbedingt, in Halbleinen oder Pappe). Die Gestaltung wechselte mehrfach. Wieviel Miniaturausgaben insgesamt erschienen sind, ist nicht exakt feststellbar. Nachgewiesen sind bis 1916 über 1200 Titel in ca. 1300 Bänden:
Von links nach rechts: Gestaltungen von 1869-1870; 1871-1891; 1891-1908
Zu den am schönsten gestalteten Editionen der Miniaturausgaben gehören die 24 RUB-Bände „Tausend und eine Nacht“, aus dem Arabischen übertragen von Max Henning. Sie wurden in acht Bänden der Buchausgabe zusammengefasst, die zwischen 1895 und 1897 erschien:
Luxus-Editionen der Miniaturausgaben erschienen von der Jahrhundertwende bis 1916. Zum Teil erschienen auch Bände mit Goldschnitt. (Neben den entsprechenden Leinen-Ausgaben erschienen 220 Titel als Leder- und 59 als Halb-Pergament-Bände. Letztere wurden während des Ersten Weltkriegs durch Halbleder-Bände ersetzt.):
Ab 1908 gab es künstlerisch gestaltete Leinen-Einbände von Peter Behrens (bis kurz nach dem Ersten Weltkrieg) in den Farben blau oder hellbraun. Bei diesen Leinen-Bänden gab es für literarische Texte und für Sachbücher jeweils unterschiedliche Rahmen-Ornamente (Jugendstil):
Auch Wörterbücher erhielten einen eigenen Einband (links und rechts), behielten aber das typische Rot der Vorgängerausgaben (Mitte), nämlich das sogenannte Baedeker-Rot der berühmten Reiseführer dieses Verlags, bei:
"Reclams Unterhaltungs-Bibliothek. Für Reise und Haus"
Diese Nebenreihe der Universal-Bibliothek wurde bereits 1899 gegründet. Es erschien mindestens eine Serie von 50 Titeln, jeweils in einem Tascheneinband mit imitierter brauner oder roter Lederpressung:
"Novellen-Bibliothek"
Von 1908 bis 1914 erschienen als weitere Nebenreihe der Universal-Bibliothek vier Folgen bzw. Serien (für die ersten beiden Reihen beides; bei der 4. und 5. Reihe nur noch als Folge) à 50 Titel der "Novellen-Bibliothek", laut Werbung "in vornehmer Ausstattung": Der Einband bestand aus abwaschbarem Pergament-Karton. Jede der vier Folgen bzw. Serien wurde mit einem anderen Pflanzen-Ornament versehen und mit einem jeweils andersfarbigen Heft-Rücken:
"Automaten-Bücher"
Informationen zu den Heften dieser Nebenreihe finden Sie unter dem Menüpunkt "Bücherautomat und Automatenbücher". Klicken Sie dazu bitte hier.
"Volk und Buch. Büchereien für das deutsche Volk. Aus Reclams Universal-Bibliothek"
Diese Nebenreihe erschien 1917 / 18 und umfasste mehr als 50 Hefte:
"Bunte Reclam-Bücher"
1917 / 18 kamen als weitere Nebenreihe der Universal-Bibliothek Bücher auf den Markt, deren Deckel jeweils eine farbige Zeichnung enthielt. Es sind zwei Serien von jeweils 10 Titeln erschienen:
"Bunte Reihe" (besser bekannt als "Ostereier-Serie")
Von 1918 bis 1920 schloss sich die „Bunte Reihe“ an, besser bekannt als „Ostereier-Serie“. Dabei handelte es sich um Künstler-Pappbände im Mehrfarbendruck. Vermutlich sind 2 Serien zu je 120 Titeln erschienen. Bisher sind 24 Einbandvarianten in bis zu vier verschiedenen Farbvarianten bekannt:
"Der schöne Reclam-Band"
Sehr erfolgreich wurden vor allem die von 1921 bis (mindestens) Mitte der dreißiger Jahre erschienenen gebundenen Bände dieser Reihe. Sie lösten die „Ostereier-Serie“ ab. Es handelte sich um farbige Papp-Bändchen mit aufgeklebtem Titel- und Rückenschild bzw. auch um Ganzleinen-Bändchen. Es sind mindestens 509 Bände erschienen. Bisweilen kommt ein- und derselbe Titel in mehreren Einband-Farben vor:
Gelegentlich erschienen Bände dieser Reihe auch mit Schutzumschlag:
"Reclams Reihenbändchen"
Insgesamt existieren fünf Serien: Etwa 1922 / 23 / 24 bzw. lediglich im Jahr 1929 (lt. Annemarie Meiner, Reclam. Eine Geschichte der Universal-Bibliothek zu ihrem 75jährigen Bestehen, Leipzig: Reclam, 1942, S. 242) erschienen vier Reihen à 12 Hefte, also insgesamt 48 Hefte im RUB-Format mit zumeist jeweils 36 Seiten. Herausgegeben wurden diese vier Reihen von Wilhelm Fronemann. Von 1943 bis 1944 erschienen weitere 45 Hefte [Anmerkung: Vermutlich sind 8 Hefte, und zwar Nr. 33 bis Nr. 40, kriegsbedingt nicht mehr erschienen] mit jeweils 18 bis 20 Seiten Umfang, ebenfalls im RUB-Format, meist ohne Heftung (Not-Editionen aus Papiermangel). Von der Nummer 25 (dem ersten Heft im Jahr 1944) bis zur Nummer 43 findet sich der Aufdruck „Preis 10 Pfennig“ (Referenz: Max, Frank R.: Der Reclam-Verlag. Eine kurze Chronik, RUB 18280, Stuttgart 2003, S. 49.):
"Meisterbände"
Seit 1933 erschienen, in hellgrauem Leinen (oder Halbleinen oder Pappe) mit jeweils sowohl einem aufgeklebten oder eingearbeiteten Deckel- und Rücken-Schildchen aus braunem Leder, Autor/-in und Titel anzeigend, „Meisterbände“. Sie waren lebenden Dichterinnen und Dichtern vorbehalten und jeweils nur für eine RUB-Nummer bestimmt:
"Deutsches für Deutsche"
Von dieser Nebenreihe sind 10 Bände erschienen (bei einigen dieser Bände handelt es sich um Zusammenstellungen mehrerer RUB-Nummern). Auf der Rückseite steht jeweils: „Für den Wiederaufbau deutscher Gesinnung stelle ich eine Anzahl wichtiger Bücher zu besonders niedrigen Preisen zur Verfügung. Philipp Reclam jun.“ und „Da die Auflagen dieser billigen Ausgaben beschränkt sind, wird baldige Anschaffung, besonders für den Schulgebrauch, empfohlen.“: